Lukas über seine prägenden Erfahrungen und was ihn bei der Rückkehr ins „normale“ Leben erwartet.

EPISODE 5 & 6 - A summer on the alp

Was hast du dieses Jahr auf der Alp gelernt?

Dieses Jahr mit den Schafen habe ich auf jeden Fall eine Menge gelernt. Grundsätzlich mal über Schafe, weil ich wusste überhaupt nichts über Schafe und Schafe sind auf jeden Fall sehr Intelligente Tiere, das kann ich schon mal sagen. Im Verhältnis zu Kühen auf jeden Fall. Also Kühe sind auch intelligent aber Schafe sind auf jeden Fall schlau und das bedeutet viel Arbeit. Und was ich auf jeden Fall auch mitnehme, ist die Arbeit mit dem Hund, weil ich habe vorher nie mit einem Hütehund gearbeitet.

War das eine große Herausforderung?

Das war auf jeden Fall eine sehr große Herausforderung. Wenn du einen Hütehund hast, dann ist er einfach 24 Stunden um dich rum. Immer! Der pennt ja auch mit mir hier in der Hütte. Und ich musste ihm immer sagen, was er zu tun hat. Und das war für mich auf jeden Fall gerade am Anfang extrem schwierig, weil ich gesagt hab: „beschäftige dich selbst, ich will jetzt einfach meine Ruhe haben und einfach mich ein bisschen entspannen und einfach nur mit mir sein“ und das ist einfach nicht möglich. Und da habe ich auf jeden Fall gemerkt, dass ich einfach souverän sein musst.

Hast du dich in irgendeiner Form verändert?

Was mich auf jeden Fall verändert hat und was ich jedem empfehlen kann, der sich dafür interessiert auf die Alp zugehen, ist, dass du sozusagen für einen begrenzten Zeitraum ziemlich viel Verantwortung bekommst und die kannst du danach wieder abgeben und das heißt, du kannst dich ein Stück weit erproben. Das ist ja anders als Bauer, wenn du 500 Schafe hast, dann hast du die permanent und du trägst die Verantwortung von Anfang bis Ende. Auf der Alp kommen die Bauern, bringen ihre Tiere und am Ende des Sommers nehmen sie sie wieder mit und du hast die Verantwortung eben in der Zeit dazwischen. Das ist ziemlich viel Verantwortung, weil du da letztlich alleine damit bist, aber es ist halt eben nicht für immer.

Was ist das Besondere am Leben hier oben auf der Alp?

Man ist auf jeden Fall ziemlich auf sich selbst gestellt und auf die Dinge, die einfach wichtig sind. Hier oben habe ich zum Beispiel kein Internet, ich hab nur wenig Strom, ich hab kein fließendes Wasser und viele Dinge, die irgendwie selbstverständlich, die aber auch Zeitfresser sind. Ich habe ja auch keine Zeitung, keinen Fernseher oder kein Radio und das sind Dinge, die mir normalerweise unglaublich viel Zeit fressen. Und die gibt es hier nicht, und deswegen wird man ganz schön auf sich zurückgeworfen und auf die Dinge, die wichtig sind.

Hattest du auch die Möglichkeit, ein Stück weit zu dir selbst zu finden?

Ich muss dazu sagen, dass es nicht viel Zeit gibt, um sich selber zu finden. Dazu ist keine Zeit. Der ganze Tag ist ausgefüllt. Von morgens bis abends bis du ins Bett gehst, arbeitest du. Und selbst wenn es halt ist, am Abend dann noch Feuer zu machen, Holz zu holen, Holz zu hacken und den Kamin anzuheizen, dann was für dich zu kochen und so, dann bist du so fertig, dann gehst du sofort ins Bett. Insofern ist es auch ein Stück weit, dass du den Kopf irgendwie frei kriegst, aber auch weil du einfach keine Zeit hast, nachzudenken, was irgendwie noch sein könnte und wäre.

Was denkst du, ist der schwierigere Schritt? Hier auf die Alp hoch zu kommen oder danach wieder ins Tal zu gehen?

Ich glaube, es ist der krassere Schritt nachher wieder zurückzugehen. Ich glaube, der Schritt ist krasser als hier hin zu kommen. Also dann wieder ins Tal zu gehen, in die Stadt zu kommen, die ganzen schön angezogenen Menschen zu sehen, die alle rasiert sind, schöne Haare und saubere Klamotten haben, nach Parfüm duften. Und alle sind irrsinnig beschäftigt, aber du weißt nicht womit. Das ist dann eher krass, dass man dann merkt, man kommt von hier, die Luft ist halt immer klar und frisch, du bist unglaublich physisch fit und dann kommst du ins Tal und fragst dich, „was machen die Leute eigentlich den ganzen Tag?“ Und da dann wieder reinzukommen ist - glaube ich - krasser als andersrum. Für mich auf jeden Fall.